Im Plan, aber noch ohne Plan ... Hessen Mobil hat noch kein Schutzkonzept

Die aktuellen Interviews von Hessen Mobil in der FNP und FAZ wundern uns. Einserseits läuft alles "nach Plan", anderseits muss Hessen Mobil zugeben, dass ein Schutzkonzept für das Einbringen der Spundwände weiter fehlt. Hallo!

Der Anwohnerschutz sollte bei Hessen Mobil endlich als wichtiges Ziel verankert werden! Hier braucht es endlich den gesetzlich notwendigen Schutz! Wie schlecht Schutzmaßnahmen geplant werden können, zeigten ja gerade die Proberammungen von Hessen Mobil mit über 80dcB an der Seniorenwohnanlage in der Vatterstraße. Zumindest hat sich Hessen Mobil nun in Düsseldorf ein wohl geeigneteres Verfahren angeschaut, jetzt bitte keine Fehler zu unseren Lasten mehr! Den Hinweis auf die Kosten empfinden wir als deplatziert. Es geht hier um die Einhaltung der Grenzwerte vor zwei Seniorenwohnanlagen und einer Schule mit Kindergarten und zwei Kinderhorten. Da darf es keinen Schmuh geben!

Siehe dazu Artikel in der FNP vom 7.4.2015

Im Mai soll die Baugrube des Autobahndreiecks Am Erlenbruch vollständig ausgehoben sein, dann könne man nach Hessen Mobil mit den Betonbauarbeiten beginnen. Der Riederwaldtunnel könne dann ab dem kommenden Jahr gebaut werden (Quelle: Hessen Mobil in FAZ: Riesige Mengen an Aushub, vom 26.3.2015).

 

Kommentar: Hessen Mobil stellt wirtschaftliche Gesichtspunkte über Anwohnerschutz

 

 

Laut Artikel der Frankfurter Neue Presse vom 7. April 2015 „Noch kein Plan für Lärmschutz – Hessen Mobil vertröstet Nachbarn der künftigen Baustelle für den Riederwaldtunnel" erklärt Bauleiter Jürgen Semmler unverblümt, dass neben Aspekten wie z. B. dem Lärmschutz auch die Kosten der eingesetzten Verfahren berücksichtigt werden müssten. Sie zitiert den von der oberen Verwaltungsbehörde Hessen Mobil eingesetzten Semmler u. a. wie folgt: „Wir brauchen eine Schnittmenge, die aus allen Faktoren die beste Lösung ergibt.". Ein Allgemeinplatz, der in der Sache ebenso wenig hilfreich erscheint, wie die zahlreichen nicht eingehaltenen Versprechungen seitens der Behörde und auch seitens des ihr übergeordneten hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung unter Staatsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen).
Wie sich diese Schnittmenge bisher dargestellt hatte, und welchem Aspekt man in Wiesbaden dabei augenscheinlich besondere Priorität beigemessen hatte, zeigte sich schon in den beiden vergangenen Jahren bei den sogenannten „Proberammungen" und ebenso beim provisorischen Rückbau des Versuchsgeländes im September 2014. Dass bei den Rammarbeiten mangels ausreichender Sachkenntnis der Verantwortlichen zunächst vollkommen untaugliche preisgünstige „mobile Lärmschutzwände" zum Einsatz gekommen waren, wodurch die Anwohner von nicht weniger als 50 Wohneinheiten über einen Zeitraum von zwei Monaten hinweg immer wieder Lärmimmissionen ausgesetzt waren, die sich in einem Bereich bewegten, der nicht nur die Richtwerte der AVV Baulärm weit überschritten, sondern sich bereits im Bereich der Körperverletzung bewegten, ist hinlänglich bekannt. Dass man für die Versuche ausgerechnet Standorte ausgewählt hatte, die sich u. a. UNMITTELBAR neben einer eingestreuten Seniorenwohnanlage befanden, ebenso. Letzteres ist übrigens bis dato der einzige „Fehler", den Minister Al-Wazir im Rahmen einer Informationsveranstaltung im vergangenen Jahr in der Sache eingeräumt hat. Wen wundert es da, dass zu den drei Versuchsstandorten laut Hessen Mobil nur an zwei Standorten Lärmmessprotokolle angefertigt worden waren? Die Behörde weist trotz mehrerer Anfragen beharrlich darauf hin, dass ausgerechnet zu dem Versuchsstandort unmittelbar neben der eingestreuten Seniorenwohnanlage keine Messprotokolle vorhanden seien.
Auch bei den provisorischen Rückbauarbeiten des Versuchsgeländes mussten die Anwohner feststellen, was sich die Behörde unter einer „Schnittmenge, die aus allen Faktoren die beste Lösung ergibt" so vorstellt: Über einen Zeitraum von zwei Wochen hinweg wurden jeweils von Montag bis Freitag in der Zeit von 07:00 Uhr bis ca. 18:30 Uhr (jeweils über eine Dauer von ca. 11 ½ Stunden) Rückbauarbeiten des Versuchsgeländes durchgeführt.
Im Einzelnen wurde dabei der Schotterbelag der Baustraße mit zahlreichen Lastzügen abgefahren und die im Erdreich verbliebene weiße Plastikbahn, die im Jahr zuvor unterhalb des Schotterbelages auf der gesamten Strecke vom „Versuchsfeld Erlenbruch West" bis „Versuchsfeld Erlenbruch Ost" ausgerollt worden war, kurzerhand mit Erdreich überdeckt. Nach Augenzeugenberichten wurde zwar am Anfang versucht die Plastikbahn stückweise aus dem Boden zu ziehen, jedoch verzichtete man nach kurzer Zeit auf diesen Aufwand und warf schließlich sogar bereits herausgezogene Plastikbahnteile wieder zurück und überdeckte alles mit Erdreich.
Zuvor war es bereits beim Aufnehmen des Schotterbelages und Verfüllen in die zahlreichen Lastzüge aufgrund vollständig unterbliebener Staubbindemaßnahmen zu einer dermaßen massiven Staubentwicklung gekommen, dass die Fenster der unmittelbar betroffenen Wohneinheiten in der Vatterstraße zeitweise nahezu undurchsichtig wurden.
Das zur Verwendung gekommene Altgerät (Raupenbagger) zeichnete sich besonders durch explosionsartige Geräusche beim unaufhörlichen Ausschütteln der Baggerschaufel (Metall auf Metall in ausgeschlagenen Gelenken) täglich von 7:00 Uhr bis 18:30 Uhr aus, während sich Bagger und Lastzüge durch den immer wiederkehrenden Einsatz von Starktonhorn (Baggeraltgerät) und Kompressorfanfaren (Lastzüge) gegenseitig akustische Zeichen gaben.
Verantwortungsbewusster Rückbau der Natur nach jeder Bauphase und verantwortungsbewusster Anwohnerschutz im Rahmen eines besonders sensiblen Großprojektes mitten durch ein dicht bebautes Wohngebiet, inkl. Seniorenwohnanlage und Schule mit nur wenigen Metern Abstand von der Großbaustelle sollte sich anderes darstellen – auch unter Berücksichtigung einer Schnittmenge, die aus allen Faktoren die beste Lösung ergibt".
Wie äußert sich das Ministerium dazu? Auf ein diesbezügliches Schreiben vom 2. Oktober letzten Jahres bat das Ministerium mit Schreiben vom 3. November um Verständnis dafür, dass eine Beantwortung „noch einige Tage in Anspruch nehmen würde". Man wolle zunächst Hessen Mobil um eine Stellungnahme bitten. Nun sind seitdem schon fünf Monate ins Land gezogen, doch die versprochene Beantwortung ist bis dato ausgeblieben.
Man darf gespannt sein auf das seit Monaten geforderte Lärmschutzkonzept, das Hessen Mobil nun erst im kommenden Sommer vorstellen will. Was die lakonische Aussage von Bauleiter Semmler betrifft, man müsse „den Lärm im Gesamtkontext der Baustelle betrachten" und könne „nicht einfach ein Messgerät an eine Maschine halten", so muss sich Herr Semmler sagen lassen, dass man das im Zweifel sehr wohl tun muss – sofern man nicht „in der Schnittmenge aus allen Faktoren" mit dem Kostenfaktor eines erzwungenen Baustopps rechnen möchte.

   
© Bürgerinitiative Riederwald