"Schluss mit dem Gemurkse"

 

Riederwald BI fordert Einhausung statt "banale Lärmschutzwände" beim Autobahnausbau

Der prominente Überraschungsgast blieb aus. Weder war Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer am Dienstag im Riederwald aufgetaucht, noch hatte der CSU-Politiker auf einen von 665 Unterschriften begleiteten "Offenen Brief' der Bürgerinitiative Riederwald reagiert. Immerhin antwortete der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) den besorgten Anwohnern mit sieben Zeilen: "Der Ausbau der A 66/ A 661 und alle damit verbundenen Fragen - insbesondere die Bedeutung des Lärmschutzes für die Menschen im Riederwald sind mit sehr bewusst", schrieb Bouffier und versprach, eine fachliche und ausführliche Reaktion von seiten des hessischen Verkehrsministeriwns werde folgen. Allerdings werde diese "differenzierte Antwort noch einige Zeit in Anspruch nehmen".

Zufrieden registrierten Elisa Alves Vicente, Rainer Frey und Claus Lauth von der BI bei einem Pressegespräch gestern, dass ihre "begründeten Sorgen" im Zusammenhang mit dem rund 300 Millionen teuren Verkehrsprojekt des Bundes in Wiesbaden angekommen seien. Sie hofften sehr, dass dort "nun ein Nachdenken einsetzen wird", sagten die drei. 

 

Im nächsten Schritt werde ein "politisches Signal" erwartet, um mit der zuständigen Planungsbehörde "Hessen Mobil" in einen konstruktiven Dialog einzutreten. "Wir wollen als Bürger in die Planungen einbezogen und an den Entscheidungen beteiligt werden", so Lauth. Im Übrigen sei dies ebenfalls im Interesse des vor wenigen Tagen gegründeten Gewerbeverein im Stadtteil. Das neue Gremium habe sofort die Situation der Riederwälder Geschäfte und deren Erreichbarkeit in der Bauphase ins Zentrum seiner Arbeit gerückt.

Die junge Bürgerinitiative will mit Argusaugen darüber wachen, ob es bei den Planungen weiterhin zu Abweichungen von gesetzlichen Standards kommt. Nur im ständigen, intensiven Dialog könne es am Ende ein Bauwerk geben, "mit dem alle Seiten leben können und es nicht im Nachhinein den ' großen Krach gibt wie bei der neuen Landebahn am Flughafen", sagte Frey. Nur im Dialog zwischen BI und "Hessen Mobil" könne sichergestellt werden, dass Wohn- und Lebensqualität während und nach der auf acht Jahre veranschlagten Bauphase im Riederwald erhalten blieben.

Vorrangiges Ziel zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Abgasen sei die "komplette Einhausung" des neuen, etwa 2,4 Kilometer langen Autobahnteilstückes von der A 66 nahe dem Hessen-Center durch den Riederwald bis zum neuen Autobahn-Dreieck Erlenbruch. Banale Lärmschutzwände seien zu wenig, sagten die BI-Vertreter gestern in ihrer Erklärung, die sich ausdrücklich auch an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt richtet.

"Es muss jetzt Schluss sein mit einem weiteren Gemurkse bei der Planung unter abenteuerlicher Dehnung sämtlicher Parameter zulasten der Riederwälder!" Einen Hoffnungsschimmer gibt es. In seiner Reaktion auf den "Offenen Brief' teilte Verkehrsdezernent Stefan Majer (Die Grünen) mit, dass Kommune und "Hessen Mobil" an einem Gutachten zur potenziellen Einhausung zwischen der Seckbacher Talbrücke und der Straße Am Erlenbruch arbeiteten. Diese Aussage, so Frey, war "das Highlight in diesem Schreiben vom Magistrat".

icon Schluss mit dem Gemurkse / Frankfurter Rundschau vom 27.06.2012

   
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